Agility Seminar mit Florian Förster
Bist Du etwa der mit dem Podcast?
Nach anderthalb Seminartagen und vielen Gesprächen mit Florian fiels mit wie Schuppen von den Augen: Der hat ja den Podcast gemacht, von dem Du alle Folgen gehört hast und viele Folgen sehr bemerkenswert fandest (Mindful Brainery, auf der Homepage von Florian https://www.ff-agility.de oder auch bei Spotify). Umso überraschter war ich, welche Koryphäe uns da Doris für unser Seminar an Land gezogen hatte.
Los ging es am Samstag um 9:00 h mit 1,5 Stunden Theorie, in der Florian versuchte, uns seine ganzheitliche Theorie von Mensch und Hund im Agility zu vermitteln. Ich versuche mal die Kernaussagen auf Basis seiner Homepage (https://www.ff-agility.de) zusammenzufassen, merken konnte ich mir all das nicht 😉:
1. Agility ist mehr als ein Sport – es ist Beziehungsarbeit:
Die Verbindung zwischen Mensch und Hund steht im Fokus; Agility dient als Mittel zur Stärkung des Vertrauens und der Kommunikation.
2. Die Erwartungshaltung des Hundes beeinflusst sein Verhalten maßgeblich:
Unklare oder widersprüchliche Belohnungsmuster führen zu inneren Konflikten, die sowohl das Laufbild als auch das Sprungverhalten beeinträchtigen (Stichwort „externe Bestätigung“).
3. Freiheit ist der Schlüssel zu Freude und Leistung:
Hunde entfalten ihr volles Potenzial nur, wenn sie frei und selbstständig agieren dürfen – nicht als Reaktion auf die Bewegungen des Menschen.
4. Traumatische Erlebnisse im Agility können ernsthafte Folgen haben:
Auch Hunde können traumatische Symptome entwickeln, die zu auffälligem oder blockierendem Verhalten führen, vor allem bei unsicheren Charakteren.
5. Mentales Training ist auch für den Menschen essenziell:
Durch bewusste Gedankenmuster und das Erkennen eigener Automatismen kann auch der Mensch lernen, ruhiger, klarer und erfolgreicher mit dem Hund zu agieren.
Bei herrlichem Sommerwetter ging es nach dem Parcoursaufbau mit den Sessions los: 2 Gruppen a jeweils 4 Teams hatten an zwei Tagen die Gelegenheit jeweils 2x mit Florian von seiner Sichtweise auf Agility und auf die Beziehung zwischen Mensch und Hund und im Speziellen auf das jeweilige Team zu profitieren. Wirklich beeindruckend war es, mit welcher Präsenz und Begeisterung er uns und unsere Hunde sensibel analysierte und konkrete Vorschläge machte, die auch sofort halfen.
Ganz prägend für mich das externe Bestätigen: Stella war es gewohnt im Training nach erfolgreicher Übung ihre Belohnung von mir zu erhalten, was dazu führte, dass sie sich mehr darauf konzentrierte, wann sie die Belohnung von mir bekäme und sich damit mehr auf mich als auf den Parcours bzw. die Hindernisse fokussierte. Das Weglassen der Belohnung durch den Hundeführer (mich, den Käseonkel) und die externe Bestätigung führten dann sehr schnell dazu, dass Stella durch den Wegfall der „Fessel“ Käse, die sie an mich band, den Parcours frei und auch zunehmend auf Distanz bewältigen konnte. Ja, ich höre meine Trainer: „Das haben wir Dir doch schon immer gesagt“ – das stimmt. Aber halt nicht so. Wie es dem Propheten im eigenen Land halt so geht 😊
Fast Jeder hatte im Verlaufe des Seminars solche Momente, in denen Probleme gelöst werden konnten, von denen wir manchmal gar nicht wussten, dass wir sie überhaupt haben und die wir auch nicht mit dem gezeigten Verhalten unserer Hunde verknüpft hatten. Pace sprang irgendwann dann doch mal über die Hürde, statt sie zu umrunden, der manchmal phlegmatische Percy erschrak Alex, als er zum Schluss des 2. Turns noch mal richtig Gas gab, Chewie nahm die Wand so sicher, als wenn noch nie etwas anderes getan hätte und Pippa sprang zum Schluss doch noch frontal über die Hürde, die sie vorher verweigert hatte.
Zwei Tage in dieser Hitze sich permanent auf neue Menschen und Hunde einzustellen und dabei immer freundlich, konzentriert und verständnisvoll zu bleiben, ist echte Höchstleistung. Danke Florian! Zum Schluss waren alle ziemlich platt, aber das Seminar und das tolle Miteinander in der Gruppe haben ganz viel Freude bereitet, es waren zwei wirklich sehr gelungene Tage.
Am Ende des ersten Tages hatten wir uns intern schon darüber unterhalten, wie wir denn mit diesen Erkenntnissen weiter umgehen würden, denn ein einmaliges Training birgt natürlich die Gefahr, dass vieles von den gewonnenen Erkenntnissen schnell wieder in Vergessenheit gerät. Am darauffolgenden Tag sprach es dann Florian selbst an und machte den Vorschlag, weitere Seminare oder auch Onlinetrainings folgen zu lassen. Eine tolle Idee! Für mich auch ein Zeichen, dass es sich bei uns wohlgefühlt hat. Ich wünsche mir sehr, dass weitere Seminare folgen.
Bilder: Aylin Wiesner, Maya Schneider
Bericht: Marcus Scholz